KZ-Außenlager Pfersee
Kaum jemandem in Pfersee ist heute bekannt, dass sich in der späteren Sheridan-Kaserne gegen Ende der NS-Zeit ein KZ-Lager befand, nämlich eine Außenstelle des KZ Dachau, von den Nationalsozialisten meist als SS-Arbeitslager Pfersee bezeichnet. Es war Ende April 1944 errichtet worden und sollte die Aufgabe des zerstörten Lagers in Haunstetten und des kurz zuvor zerbombten Lagers Gablingen übernehmen. Die Angaben darüber wie viele Menschen hier eingepfercht waren sind widersprüchlich. Die Anzahl dürfte zwischen 1000 und 2000 Mann geschwankt haben. Die häufigen Verlegungen der Häftlinge zwischen den einzelnen Außenlagern machen genaue Angaben fast unmöglich.
Eine langgestreckte Halle in der 1936 erbauten Luftnachrichten-kaserne (heute Sheridan-Kaserne am Grasigen Weg in der Nähe des Stadtbergen Gate, Gebäude 116), die zuvor als Stellplatz für Militärgerät gedient hatte, wurde zur Häftlings-unterkunft umgebaut.
Im östlichen Teil der Halle, dort wo sich der Aufgang zum oberen Stockwerk befindet, waren ein Magazin und eine Küche eingerichtet. Im angrenzenden Häftlingsblock wurden die Strafen vollzogen. Hierzu sind die Aussagen der Zeitzeugen wider-sprüchlich. Während sich einige Häftlinge an keine Morde oder Misshandlungen im KZ Pfersee erinnern konnten, sprachen andere Zeitzeugen von Einzelheiten bei Exekutionen im Lager, von Todesurteilen, etwa bei Flucht oder "Sabotage".
Festzuhalten ist, dass die Ermittlungen der Staatsanwalt-schaften Anfang der 70er Jahre zum Lager Pfersee, wie auch zu anderen im Augsburger Raum, zu keiner Verurteilung geführt haben.
Das Lager diente hauptsächlich zur Versorgung der inzwischen schon zum Teil ausgelagerten Messerschmitt-Betriebe mit Arbeitskräften. An Werktagen marschierten die Arbeitskolonnen durch Pfersee nach Haunstetten bzw. zu den Lokalbahngleisen, von wo aus sie zu den Messerschmittwerken transportiert wurden. Auch wurden täglich Häftlinge zu den im Horgauer Wald gelegenen Fertigungsstätten gebracht. Daneben gab es Arbeitskommandos der Stadt Augsburg, etwa zum Beseitigen von Bombenschäden oder zur Entschärfung von Blindgängern. An das Reichsbahnbetriebswerk wurden ebenfalls Häftlinge abgestellt.
Das Augsburger Standesamt und die Verwaltung des Augsburger Westfriedhofes verzeichneten einen stetigen Anstieg der Todesfälle von KZ-Häftlingen. Dies lag an der Behandlung der Gefangenen durch die SS, aber auch an Seuchen, beispielsweise Flecktyphus im Februar 1945, und der mangelhaften medizinischen Versorgung.
Kurz vor dem Eintreffen der alliierten Truppen wurde das Lager Augsburg-Pfersee geräumt. Ein Teil der Häftlinge wurde am 23. April 1945 zurück ins Konzentrationslager Dachau gefahren, die übrigen etwa 2000 Gefangenen in Richtung Süden in Marsch gesetzt.

Die Zahl der Lagerinsassen hatte sich durch Verlegung aus anderen Nebenlagern, die schon früher in Frontnähe geraten waren, weiter erhöht. Der Streckenverlauf ist nicht klar. Vermutlich entlang des Wertachrains bis Straßberg und dann durch die Wälder über Waldberg Richtung Süden.
In Klimmach wurde die Kolonne von Soldaten der US-Armee befreit.


Wolfgang Kucera
Wolfgang Konrad